Praxistitel

DR. MED. DIPL.-ING. DIERK LANGENBECK

Facharzt für Allgemeinmedizin - Akupunktur - Homöopathie - Stuttgart - Vaihingen

  • Kinderuntersuchung

    Scharlach - feuerroter Hals

  • Kinderuntersuchung

    -Halschmerzen ?

SCHARLACH:

Streptokokken Angina oder Scharlach?

Scharlach ist eine bakterielle Infektion, ausgelöst durch einen ganz bestimmten Streptokokkentyp. Scharlach wird nur von Streptokokkus pyogenes Stämmen hervorgerufen, die mit einem Bakteriophagen infiziert sind, welcher das Gen zur Produktion des Scharlachtoxins trägt. Das heißt, nur die Streptokokken, welche selbst an einem Virus "erkrankt" sind, können Scharlachsymptome erzeugen. Das vom Streptokokkus gebildete Toxin wird auch als Streptokokken pyrogenes Exotoxin bezeichnet und ist für den typischen Scharlachverlauf verantwortlich. Im Rachen-Schnellabstrich können leider nur Streptokokken selbst nachgewiesen werden, nicht jedoch ob der Streptokokkus pyogenes auch durch den Bakteriophagen infiziert wurde und somit das Gen für die Toxinproduktion trägt.

Reservoir:

Das Reservoir für S. pyogenes ist der Mensch. Insbesondere in den Wintermonaten ist eine asymptomatische Besiedlung des Rachens bei bis zu 20 % der Bevölkerung nachweisbar. Ein positiver Rachenabstrich ohne klinische Symptome bedarf somit keiner Therapie.

Infektionsweg:

Die Streptokokken-Angina und Scharlach werden hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion übertragen, selten durch kontaminierte Lebensmittel und Wasser. Eitrige Hautinfektionen durch S. pyogenes entstehen durch Kontakt- bzw. Schmierinfektion. Enges Zusammenleben (z. B. in Schulen, Kasernen, Heimen) begünstigt in jedem Lebensalter die Ausbreitung des Erregers.

Inkubationszeit:

Die Inkubationszeit beträgt 2-4 Tage.
Dauer der Ansteckungsfähigkeit: Patienten mit einer akuten Streptokokken-Infektion, die nicht spezifisch behandelt wurde, können bis zu 3 Wochen kontagiös (ansteckend) sein. Nach Beginn einer wirksamen Antibiotischen Therapie erlischt die Ansteckungsfähigkeit nach 24 Stunden.

Klinische Symptomatik:

Auch beim Scharlach bestehen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, die Mandeln können tiefrot verfärbt und vergrößert sein. Meist fehlen hier aber die eitrigen Beläge. Scharlach geht jedoch nahezu immer mit einem typischen Hautausschlag und einer himbeerroten Verfärbung der Zunge einher.
Das Scharlachexanthem entsteht durch die Einwirkung der Streptokokken-Exotoxine.
Das Scharlachexanthem, bestehend aus kleinfleckigen Papeln, beginnt oft schon am ersten oder zweiten Krankheitstag am Oberkörper und breitet sich zentrifugal unter Aussparung der Handinnenflächen und Fußsohlen aus. Zu den zusätzlichen Symptomen gehören die Blässe um den Mund (perioral) und die Himbeerzunge (vergrößerte Papillen auf einer belegten Zunge, die sich später schält). Das Exanthem verschwindet nach 6-9 Tagen. Einige Tage danach kommt es zur Abschuppung der Haut, insbesondere der Handinnenflächen und Fußsohlen. Eine Immunität wird immer nur gegen das bei der abgelaufenen Infektion vorherrschende Toxin erzeugt; das bedeutet, dass mehrfache (3 verschiedene Toxine sind bekannt) Erkrankungen an Scharlach möglich sind. Häufigere Infektionen werden meist nach normalen Streptokokkeninfekten (ohne Toxinbildung), insbesondere nach häufiger Antibiotikatherapie beobachtet.

Spätfolgen:

Während einer Streptokokkeninfektion ohne Antibiotikatherapie bilden sich Antikörper gegen den Streptokokkus aus, wodurch eine erneute Infektion gegen den gleichen Erreger verhindert wird. Bei sofortiger Antibiotikatherapie nach Ausbruch der Erkrankung kann sich eine Immunität gegen den Erreger nicht ausbilden.
Erst einige Tage nach Erkrankung an der Streptokokkenangina werden die Toxine gebildet, welche die typischen Scharlachsymptome erzeugen. Gegen dieses Toxin bildet der Körper ein Antitoxin, welches lebenslänglich erhalten bleibt. Bei manchen Menschen kommt es nun leider als Spätfolge dazu, dass das Antitoxin nach Abklingen der Akuterkrankung die Gelenke, Herzklappen oder das Nierengewebe angreift.
Spätfolgen von Scharlach-Infektionen können somit das akute rheumatische Fieber mit Herzbeteiligung sowie die akute Glomerulonephritis (Nierenentzündung) sein. Das akute rheumatische Fieber tritt nur nach Racheninfektionen mit einer durchschnittlichen Latenz von 18 Tagen auf. Die Latenzzeit für die akute Glomerulonephritis beträgt nach Racheninfektionen ca. 10 Tage, nach Hautinfektionen ca. 3 Wochen.

Diagnostik:

Der mikroskopische Nachweis grampositiver Streptokokken im Untersuchungsmaterial ist bei typischer Klinik zwar richtungweisend, aber wenig spezifisch, da morphologisch kein Unterschied zu anderen Streptokokken besteht. Methode der Wahl ist der kulturelle Nachweis von S. pyogenes (Bestimmung der Serogruppe). Typischerweise wird er aus Tonsillen- oder Rachenabstrichen geführt. Die Bestimmung von Serotypen auf der Basis des M-Proteins bleibt speziellen epidemiologischen oder wissenschaftlichen Fragestellungen vorbehalten (Speziallaboratorien).
Die auf der Basis eines Antigennachweises z. Z. verfügbaren Schnelltests sind nicht sensitiv genug. Ein negatives Testergebnis erfordert eine kulturelle Untersuchung zum Ausschluss einer Erkrankung. Antikörpernachweise sind nur bei Verdacht auf eine Streptokokken-Folgeerkrankung sinnvoll. Wichtig ist vor allem der Nachweis von Anti-Streptolysin-O-Antikörpern und von Anti-DNase-B-Antikörpern zum Nachweis einer vorangegangenen S.-pyogenes-Infektion.

Therapie:

Liegen sichere klinische Zeichen einer Scharlacherkrankung vor (Exanthem, etc...), sollte zur Verhinderung von Spätfolgen, verursacht insbesondere durch das Toxin und Antitoxin, eine Antibiotische Therapie erfolgen. Eine banale Streptokokken Angina bzw. Pharyngitis muss jedoch nicht zwingend antibiotisch therapiert werden. Bisher sind in Deutschland keine Resistenzen gegen Penicillin bekannt. Therapie der Wahl bei Rachen- und Hautinfektionen mit S. pyogenes ist daher die 10-tägige Gabe von Penicillin.
Ein kürzeres Regime erhöht die Rückfallquote. Bei Penicillin-Allergie ist die Gabe von Erythromycin indiziert, allerdings sind Resistenzen bekannt. Alternative Therapiekonzepte mit einer 5- bis 10-tägigen Gabe verschiedener Oral-Cephalosporine oder Makrolide zeigen ähnlich gute Ergebnisse.
Danach sollte dann umbedingt die Darmflora durch Probiotika aufgebaut werden.